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Smart Meter - Strom intelligent gesteuert (2. Auflage)
Intelligenter Zählertechnik gehört die Zukunft, da sind sich die Experten einig. Laut Zielvorgabe der EU sollen in der Europäischen Union bis zum Jahre 2020 80% aller Haushalte mit Smart Metern ausgestattet sein. In Verbindung mit einem intelligenten Stromnetz sind diese intelligenten Zähler ein Eckstein für Energieeffizienz. Der österreichische Elektro-Industrieverband FEEI hat Wissenswertes über diese "intelligenten Stromzähler" zusammengetragen.
Strom intelligent geSteuert Smart Meter als Basistechnologie für eine effiziente und stabile Stromversorgung
2. AuflAge, 2013 Impressum Medieninhaber: FEEI – Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie1060 Wien, Mariahilfer Straße 37–39www.feei.at Text & Projektmanagement: FEEI-Kommunikation Grafik: marchesani_kreativstudio Fotos: FEEI, Siemens AG, NTP Smart Grids Austria, Imagination Computer Services GesmbH, Shutterstock Produktion: Druckerei Paul Gerin GmbH & Co KG Stand: Mai 2013
S t r o m i n t e l l i g e n t g e S t e u e r t Strom intelligent geSteuert Smart Meter als Basistechnologie für eine effiziente und stabile Stromversorgung
05 Vorwort 06 wAS iSt ein SmArt meter? 06 Neue Tarifmodelle und Transparenz für den eigenen Stromverbrauch 08 Smart Meter als Teil der eigenen Energieversorgung 08 Smart Home: Stromverbrauch optimieren und kontrollieren 10 SmArt gridS und SmArt meter: PArtner der künftigen energieVerSorgung 10 Der steigende Energieverbrauch verlangt neue Konzepte 10 Energiestrategie „20-20-20“ der EU 11 Energiemanagement: Smart Meter kommuniziert mit Smart Grid 12 Erneuerbare Energien brauchen Smart Grids 14 SmArt meter: StArt in ÖSterreich 14 EU-Zielvorgabe: Smart Meter bis 2020 in 80 Prozent der Haushalte 14 Stufenweise Einführung der Smart Meter in Österreich: 95 Prozent bis 2019 16 SmArt meter und SmArt gridS im PrAxiSteSt 16 Erste intelligente Stromnetze mit Smart Meter in Eberstalzell 18 inVeStitionSkoSten der SmArt meter erzeugen wertSchÖPfung in ÖSterreich 18 Einführung der Smart Meter schafft Know-how und Arbeitsplätze 19 Netzsicherheit: Neue Anforderungen an das Stromnetz 20 Datenschutz: Was passiert mit den Verbraucherdaten? 21 Datenübertragung: Geben Smart Meter Strahlen ab? 21 Strahlenbelastung durch drahtlose Smart Meter weit unter den Grenzwerten 22 zehn frAgen und Antworten zu SmArt meter 24 Glossar27 Über den FEEI 27 Über Oesterreichs Energie
S t r o m i n t e l l i g e n t g e S t e u e r t 0 4 _ 0 5 Die Erfahrung zeigt, dass sich der Großteil der öster- reichischen Stromkonsumenten kaum Gedanken über den persönlichen Stromverbrauch macht. Die gesamte Abrechnung kommt meistens am Ende des Jahres, Bezahlung jedoch monatlich im Voraus und Einsparungen des persönlichen Energieverbrauchs werden erst mit zeitlicher Verzögerung von einem Jahr wirksam. Diese Rahmenbedingungen geben jedem Einzelnen nicht die Chance, den privaten Stromverbrauch genau zu analysieren und folglich auch effizienter zu gestalten – noch nicht! Denn die Stromversorgung befindet sich im Umbruch: Steigender Energieverbrauch und die Einspeisung erneuerbarer Energien wie Solarenergie und Wind- kraft in das bestehende Netz stellen die Strominfra- struktur vor neue Herausforderungen. Smart Meter und Smart Grids sind zwei Zukunftstechnologien, die das Stromnetz intelligenter und kommunikativer machen werden, um eine nachhaltige, effiziente und stabile Stromversorgung in Österreich zu sichern. Das Neue daran ist die Verbindung der Energieinfra- struktur mit den Informations- und Kommunika- tionstechnologien. Denn die Steuerung der Strom-netze muss aufgrund der verstärkten Integration der erneuerbaren Energien aktiver und dynamischer werden – dies kann nur über die Kommunikations-möglichkeit der verschiedenen Netzkomponenten wie Erzeuger, Speicher und Verbraucher erfolgen. Ihr abgestimmtes Management ist die Voraus set- zung, um die Sicherheit und Stabilität der Strom- netze weiterhin zu gewährleisten. Das Know-how für das Internet der Energie kommt vielfach aus den österreichischen Forschungs- und Entwicklungs-einrichtungen, Software- und Geräteherstellern sowie Kommunikationsunternehmen. Aber was hat dieser Umbruch nun mit der Strom-rechnung zu tun? Das Verbindungsglied ist der Smart Meter zuhause: Dieser kann künftig nicht nur den Verbrauch aufzeichnen, sondern kann Daten senden und empfangen – eine Kommunikation mit der Strominfrastruktur wird möglich. Die schrittweise Einführung der Smart Meter in Österreich bis 2019 ist mehr als der Austausch der lang gedienten Ferraris-Zähler: Smart Metering ist eine Zukunftstechnologie, die als neue Kommu ni- kationsinfrastruktur im Stromnetz mehr Energie- effizienz in die Haushalte bringt, indem flexible Tarife angeboten werden können, die schließlich auch mehr Bewusstsein für den individuellen Energie-verbrauch schaffen werden. dr. lothar roitner Geschäftsführer FEEI – Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie Vorwort woher kommt der Strom? wie Viel Strom hAbe ich im letzten monAt VerbrAucht? wie hoch iSt meine Stromrechnung? – kÖnnen Sie dieSe frAgen für ihren PriVAten StromVerbrAuch Sofort beAntworten?
Der Smart Meter ist ein intelligenter Stromzähler, der die lang gedienten Ferraris-Zähler mit dem Ziel ersetzen wird, mehr Transparenz in den privaten Stromverbrauch zu bringen. Im Gegensatz zu den üblichen Drehscheiben-Stromzählern bietet der Smart Meter mehr Funktionsmöglichkeiten: Er hilft mit neuen flexiblen Tarifmodellen Geld zu sparen, schafft mehr Bewusstsein für den eigenen Energie-verbrauch und ist ein wichtiger Kommunikator für das Stromnetz der Zukunft. Die bestehenden elektromechanischen Drehschreiben-Zähler sind sehr einfach konstruiert und können nur den Energieverbrauch im Haushalt summieren. Der Smart Meter hingegen kann die Nutzung zeitnahe ermitteln und Verbraucherwerte in kurzen Intervallen speichern. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um neue flexible Tarifmodelle anzubieten, die den Stromkunden Kostenersparnisse ohne Komfortverlust bringen können. Die Kommunikationsschnittstelle des Smart Meter gibt auch wertvolle Informationen über den Zustand des Netzes – zum Beispiel zu Netz schwan kungen und -belastungen – an den Netz betreiber weiter, um etwa Störungen schneller beheben zu können. So wie wir heute schon das Bankkonto online verwalten und den Verbrauch der Telefon minuten mitverfolgen können, ergeben sich mit dem Smart Meter neue Möglichkeiten, um den eigenen Energieverbrauch nachzuvollziehen. Die Grundlage einer flexiblen Tarifgestaltung ist die Messung des Stromverbrauchs in Echtzeit mittels Smart Meter. Anhand dieser Verbrauchsdaten können die Energieversorger flexible Tarifmodelle gestalten, um Anreize zu schaffen, Strom dann zu konsumieren, wenn zu viel im Netz vorhanden ist. Demnach könnte bei starkem Stromverbrauch ein höherer Preis als bei geringerer Auslastung verrechnet werden. In Nebenzeiten, wie etwa in der Nacht, können ganz einfach Stromkosten gespart werden, indem der Warmwasserboiler nicht um 18 Uhr zu Verbrauchs- spitzen, sondern am Nachmittag oder in der Nacht gestartet und das Warmwasser gespeichert wird. Mit dem Smart Meter als Kommunikationsschnitt- stelle gelangen alle verbrauchs- bzw. abrechnungs-relevanten Daten per Fernauslesung via Internet, Funk oder Stromleitung verschlüsselt zum Energie-versorger. Dieser kann so erstmals monatliche Verbrauchsinformationen nach dem tatsächlichen Energieverbrauch erstellen – das manuelle Strom- ablesen gehört damit der Vergangenheit an. Zusätz- lich wird man künftig aktuelle Lastprofile über den persönlichen Verbrauch erstellen können: Dies wAS iSt ein SmArt meter? neue tArifmodelle und trAnSPArenz für den eigenen StromVerbrAuch
S t r o m i n t e l l i g e n t g e S t e u e r t 0 6 _ 0 7 Elektromagnetische Drehscheibe summiert den Stromverbrauch Hoher Aufwand durch manuelles Ablesen des Zählerstandes Keine Zusatzfunktionen möglich: • Stromverbrauch kann nicht zeitnahe abgelesen werden • Keine Kosteneinsparung durch flexible Tarifmodelle Keine Upgrades für Produktinnovationen: • Kommunikation mit Stromnetz nicht möglich, daher auch keine Einspeisung dezentraler Energiequellen Elektronischer Stromzähler mit digitaler Halbleitertechnologie Digitale Erfassung des Zählerstandes durch automatische Zählerablesung Bidirektionale Kommunikationsschnittstelle zum Stromnetz bringt neue Anwendungs- möglichkeiten: • Energieverbrauch kann am Online-Portal des Energieversorgers verfolgt werden • Auswertung der Verbrauchsdaten führt zu mehr Bewusstsein über den Energie- verbrauch • Basistechnologie für flexible Tarifmodelle • Konsument kann den Energieverbrauch steuern und flexible Tarifmodelle wählen Umfangreiche Upgrade-Möglichkeiten: • Einspeisen dezentraler Energiequellen• Steuerung von Haushaltsgeräten aufgrund von Verbrauchsdaten über Handydisplay oder per Smartphone • Ausbau zu Smart Grids-Funktionen ferrAriS-zähler SmArt meter funktion AbleSung zuSAtz- funktionen uPgrAde mechAniScher drehScheibenzähler und digitAler SmArt meter im direkten Vergleich
ermöglicht den Konsumenten, den Stromverbrauch bewusster wahrzunehmen, Stromfresser im Haus- halt zu erkennen und somit den Stromverbrauch zu optimieren. Ein weiterer Vorteil mit der Einführung der Smart Meter ist die mögliche Fernabschaltung beim Wohnungsumzug. Mit Photovoltaikanlagen am Dach bleiben Haushalte nicht nur Stromkonsumenten, sondern werden auch zu Stromproduzenten – zum so genannten Prosumer. Mithilfe des Smart Meters können die Messdaten, Strom aus der Photovoltaikanlage abzüglich des Ver- brauchs, zeitnah dem Netzbetreiber zur Verfügung stehen. So kann überschüssiger Strom der eigenen Photovoltaikanlage einerseits in das Netz eingespeist und andererseits bei Bedarf Strom bezogen werden. Dieser Mechanismus stellt den optimalen Einsatz der erneuerbaren Energien sicher. Der Smart Meter ermöglicht mit der Aufzeichnung des Energieverbrauchs Einblicke in die persönliche Energienutzung und kann auf Basis der Kommuni-kationsfunktion Verbindung zu „intelligenten“ Haus- haltsgeräten aufnehmen. Mithilfe integrierter oder verbundener Displays kann der aktuelle Verbrauch transparent dargestellt, gezielt kontrolliert oder gesteuert werden. Smart Home ist hier das Stichwort: Die neue Technologie gibt auch Auskunft über den aktuellen Energieverbrauch und Einsparungspoten-ziale. Diese technologische Vision bedeutet, dass Haushaltsgeräte sich automatisch einschalten, wenn der benötigte Strom am günstigsten ist. Diese Mög- lichkeit schafft enormes Potenzial für eine energie- effiziente Nutzung zuhause. Die Aktivierung und Steuerung der Smart Home-Funktionen bleibt aber dem Verbraucher überlassen. w A S i S t e i n S m A r t m e t e r ? SmArt meter AlS teil der eigenen energieVerSorgung SmArt home: StromVerbrAuch oPtimieren und kontrollieren im Smart home werden verschiedene Aspekte der haustechnik, wie heizung, haushaltsgeräte und elektroautos, miteinander zu einem intelligenten System vernetzt. der energieverbrauch wird automatisch gesteuert und ständig optimiert. der Stromkunde muss nicht aktiv werden, kann jedoch von günstigeren Strompreisen profitieren. zudem besteht künftig die möglichkeit, über online-Portale oder am eigenen haustechnik-display den Stromverbrauch zu verfolgen und steuernd einzugreifen.
S t r o m i n t e l l i g e n t g e S t e u e r t 0 8 _ 0 9
Ständig steigender Energiebedarf stellt die Energie-versorgung weltweit vor völlig neue Herausforderun- gen. Die Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen wird aufgrund des massiven CO2-Ausstoßes und der Verknappung der Rohstoffe in den kommenden Jahren geringer und auch teurer werden. Laut aktuellen Berechnungen beziehen wir weltweit rund 67 Prozent des verbrauchten Stroms aus fossiler Energiegewinnung1. Doch woher soll die Energie von morgen kommen und eine langfristige und nach- haltige Energieversorgung sichergestellt werden? Neue Wege sind gefragt, um die steigende Energie-nachfrage zu stillen und um nachhaltig Strom zu erzeugen. Die Lösungsansätze für die Energiever- sorgung der Zukunft sind einerseits im energie-effizienten Verbrauch und andererseits in der ver- stärkten Integration der erneuerbaren Energien zu finden. Schätzungen gehen davon aus, dass der Anteil der erneuerbaren Energien an der weltweiten Stromproduktion von 19 Prozent im Jahr 2008 auf etwa 30 Prozent im Jahr 2035 ansteigen wird1. Bereits 2008 setzte sich die EU mit dem „Richtlinien- und Zielpaket für Klimaschutz und Energie“ ambitio-nierte Ziele bis zum Jahr 2020. Die „20-20-20“-Ziele bedeuten konkret 20 Prozent weniger CO2-Ausstoß als 2005, Einsparungen von 20 Prozent beim Energie- verbrauch durch bessere Energieeffizienz und einen SmArt gridS und SmArt meter: PArtner der künftigen energieVerSorgung der Steigende energieVerbrAuch VerlAngt neue konzePte energieStrAtegie „20-20-20“ der eu 1 Quelle: Internationale Energieagentur
S t r o m i n t e l l i g e n t g e S t e u e r t 1 0 _ 1 1 20-prozentigen Anteil erneuerbarer Energieträger bis 2020. Für Österreich bedeutet die nationale Um- setzung, den Anteil an erneuerbaren Energien von derzeit knapp 29 Prozent auf 34 Prozent zu erhöhen. Diese drei Ziele sind eng miteinander verbunden und können nicht isoliert betrachtet werden. Beispiels- weise kann der Anteil erneuerbarer Energieträger leichter erhöht werden, wenn durch Effizienzmaß-nahmen gleichzeitig der Energieverbrauch gesenkt wird. Durch beide Maßnahmen gemeinsam wird wiederum der CO2-Ausstoß reduziert. Im Weißbuch der Europäischen Kommission über erneuerbare Energien von 2001 wird die Förderung von erneuer-baren Energien wesentlich damit begründet, die Importabhängigkeit der EU im Energiebereich zu reduzieren und das Erreichen der Kyoto-Ziele durch den geringeren CO2-Ausstoß zu unterstützen. Energie so effizient wie möglich zu nutzen – im Blick- feld des aktuellen Energiemanagements stehen das Zusammenspiel von Technologie und effizienter Verbrauch direkt beim Stromkonsumenten. Der Smart Meter als Bindeglied zwischen den Konsumenten und dem Stromnetz bildet die Grundlage für die optimierte Nutzung im Haushalt. Das Erfassen aktueller Daten mit dem Smart Meter ist besonders für die intelligente Strominfrastruktur, die Smart Grids, von Bedeutung. Aufgrund der nicht präzise planbaren Stromproduktion der erneuer- baren Energien ist die Kommunikationsmöglichkeit des Smart Meters mit dem Smart Grid eine Schlüssel- funktion, um Schwankungen im Netz zu vermeiden. –20 % 8,5 % 100 % –20 % +20 % energieStrAtegie „20-20-20“-ziele biS 2020 Quelle: Europäische Kommission energiemAnAgement: SmArt meter kommuniziert mit SmArt grid
Der Energieverbrauch kann so durch ein zeitnahes automatisches Abschalten einzelner Energiever- braucher im Haushalt optimiert werden. Das bedeutet, dass sich bestimmte Haushaltsgeräte automatisch einschalten können, wenn viel Strom im Netz ver- fügbar ist. Ergänzend müssen aber auch verstärkt Anreize und Bewusstsein direkt beim Kunden geschaffen werden, um den Energieverbrauch an die Erzeugung anzu- passen. Dazu gehören einerseits Modelle, um die Verbrauchsgewohnheiten mit neuen, variablen Tarifen zu ändern, und andererseits muss mit Energie- sparberatungen Verständnis aufgebaut werden. Weltweit ist von einem Anstieg der erneuerbaren Energien an der globalen Stromproduktion von 19 Prozent im Jahr 2008 auf etwa 30 Prozent im Jahr 2035 auszugehen2. Die erneuerbaren Energien leisten einen wichtigen Beitrag zum Gesamtverbrauch neben jener Energie, die aus fossilen Brenn stoffen gewonnen wird. Zu den erneuerbaren Energien zählen unter anderem Photovoltaikanlagen, Wind- kraft werke, Erdwärme, Wasserkraftwerke und Biogas anlagen. P A r t n e r d e r k ü n f t i g e n e n e r g i e V e r S o r g u n g erneuerbAre energien brAuchen SmArt gridS VerbrAucher zentrAleerzeuger Verteilte erzeuger it-infrA- Struktur SPeicher Stromnetz mArkt dAS Stromnetz Von morgen: SmArt meter und SmArt gridS AlS teil der it-infrAStruktur 1 1 Quelle: Technologieplattform Smart Grids Austria (www.smartgrids.at)2 Quelle: Internationale Energieagentur
S t r o m i n t e l l i g e n t g e S t e u e r t 1 2 _ 1 3 Eine der größten Herausforderungen der nachhal-tigen Energiegewinnung ist ihre Verfügbarkeit: Eine Photovoltaikanlage liefert nur Strom, wenn die Sonne scheint, und ein Windrad nur Energie, wenn der Wind bläst. Das Problem dabei ist aber, dass sich der Wind nicht nach dem Stromverbrauch der End- kunden richtet. Nur ein intelligentes Stromsystem kann die Steuerung dieser flexiblen Energieproduk-tion effizient und sicher übernehmen. Doch so einfach, wie das auf den ersten Blick aus- sieht, ist es nicht. Denn für die dezentrale Einspeisung der erneuerbaren Energien ist die bestehende Strom- infrastruktur nicht konstruiert. Eine wesentliche Anforderung an die Stromnetze der Zukunft wird die Integration der dezentralen Erzeuger sein. Derzeit können Pumpspeicherkraftwerke auftretende Strom- schwankungen, die für die Versorgungssicherheit und Netzbelastung im vermehrten Ausmaß proble-matisch werden können, zwar ausgleichen, doch die Netze müssen künftig intelligenter werden. Hier kommen als Lösung Smart Grids ins Spiel: Um die Stabilität im Stromnetz zu gewährleisten, können die dezentralen Erzeuger und Speicher zu einem Verbund vernetzt werden und miteinander kommunizieren. Diesen Verbund nennt man virtuelles Kraftwerk und bildet die Voraussetzung für das intelligente Stromnetz – das Smart Grid. Smart grids sind intelligente energienetze, die alle Akteure des energiesystems über ein kommunikationsnetzwerk mitein- ander verbinden. Sie erweitern das bestehende Stromnetz mit intelligenten netzkomponenten, wie dem Smart meter, die den gegenseitigen datenaustausch auf basis der kommunikations-technologien ermöglichen. diese Verknüpfung ist Voraussetzung für einen energie- und kosten- effizienten netzbetrieb – um die nachhaltige, wirtschaftliche und sichere elektrizitätsver-sorgung zu ge- währleisten. info
Die Einführung der digitalen Stromzähler hängt unmittelbar mit den EU-Zielen zusammen, energie- effizienter zu werden, weniger CO2-Emissionen zu produzieren und verstärkt erneuerbare Energien zu nutzen. Die rechtliche Grundlage für die Implemen- tierung der Smart Meter bilden die Energieeffizienz-Richtlinie und das 3. EU-Binnenmarktpaket. Gemäß Anhang I Abs. 2 der Elektrizitätsbinnenmarkt-Richt-linie (2009/72/EG) haben die Mitgliedsstaaten die Einführung von intelligenten Messsystemen (Smart Metern) zu bewerten und im Fall einer positiven Bewertung mindestens 80 Prozent der Verbraucher bis 2020 damit auszustatten. Unter den EU-Mit- gliedsstaaten gibt es bereits einige Vorreiter, wie Schweden, Finnland und Italien, die schon zum Teil flächendeckend die Vorteile des Smart Meters nutzen können. In anderen Ländern, wie Frankreich und Spanien, wurde die Einführung bis 2018 beschlossen. Basierend auf den EU-Vorgaben wurde der rechtliche Rahmen zur Einführung der Smart Meter in Öster-reich mit dem Elektrizitätswirtschafts- und -organi- sationsgesetz 20101 innerstaatlich umgesetzt. Am 24. April 2012 erließ der Bundesminister für Wirt- schaft, Familie und Jugend die entsprechende Ein- führungsverordnung2 zum phasenweisen Roll-out der Smart Meter von 2015 bis 2019. Demnach hat jeder Netzbetreiber bis Ende 2015 mindestens 10 Prozent, bis Ende 2017 mindestens 70 Prozent und im Rahmen der technischen Machbarkeit bis Ende SmArt meter: StArt in ÖSterreich eu-zielVorgAbe: SmArt meter biS 2020 in 80 Prozent der hAuShAlte StufenweiSe einführung der SmArt meter in ÖSterreich: 95 Prozent biS 2019 1 ElWOG 2010 (BGBl. 2010 I/110)2 Einführungsverordnung (IME-VO; BGBl. 2012 II/138)3 Anforderung an Intelligente Messgeräte (IMA-VO 2011; BGBl. 2011 II/339) 4 Datenformat- und Verbrauchsinformationsdarstellungs- verordnung 2012 (DAVID-VO 2012; BGBl. 2012 II/313) drei Stufen für die einführung der SmArt meter in ÖSterreich 2015 2017 2019 95 % 70 % 10 %
S t r o m i n t e l l i g e n t g e S t e u e r t 1 4 _ 1 5 2019 mindestens 95 Prozent der an sein Netz ange- schlossenen Zählpunkte mit einem Smart Meter auszu- statten. Die Überwachung des Roll-out-Plans erfolgt durch die E-Control, die Regulierungsbehörde. Die Verordnung zur Anforderung an Intelligente Messgeräte3 sowie die Datenformat- und Verbrauchs- informationsdarstellungsverordnung 20124 schließen den rechtlichen Rahmen zur Einführung der Smart Meter in Österreich ab. Smart Meter müssen demnach zum Beispiel über Kommunikationsanbindungen, 15-Minuten-Ablesung, 60-tägige Speichermöglichkeit der 15-Minuten- werte im Gerät verfügen. Spätestens sechs Monate nach der Installation des Smart Meter müssen die Daten für Verbrauchsinformationen für die Verrech-nung, Kundeninformation und Energieeffizienz erfasst werden und dem Kunden im Internet kosten- los zur Verfügung gestellt werden. Vorteile der Smart meter • transparenter energieverbrauch mit aktuellen Verbrauchsdaten • kosten sparen mit flexiblen Stromtarifen • energie sparen und effizienter einsetzen • umwelt schonen mit erneuerbaren energien Smart meter im einsatz rund 200.000 Smart meter befinden sich derzeit in österreichischen haus- halten. Je nach bundesland ist ihr einsatz noch teil eines Pilotprojekts oder bereits fixer bestandteil der intelligenten energie- versorgung.
In Oberösterreich befindet sich eines der großen Demonstrationsprojekte für die Energieversorgung der Zukunft. Neben dem SolarCampus, dem größten Photovoltaik-Forschungskraftwerk Österreichs, startete im Herbst 2011 die Konzeption und Planung des Smart Grid-Demonstrationsnetzes mit rund 70 Photovoltaikanlagen in der 2.300 Einwohner großen Gemeinde Eberstalzell. Im Forschungsbetrieb wird hier in den kommenden zwei Jahren, bis Ende 2015, der zunehmende Ein- satz von erneuerbaren Energien aus Photovoltaik-anlagen im aktiven Niederspannungsnetz getestet. Die Herausforderung dieses Pilotprojekts liegt darin, dass sowohl das Smart Grid als auch der Smart Meter automatisiert ihre Management- und Kommuni- kationsfunktion im Netzbetrieb übernehmen sollen. Der Smart Meter übernimmt hier eine wesentliche Rolle, indem er Last- und Spannungszustände erfasst und diese an eine Steuerung in der Transformator- station überträgt. Somit kann ein aktiver Verteiler-netzbetrieb entstehen, der Steuerbefehle und -parameter an sämtliche Komponenten – wie etwa Wechselrichter – übertragen kann. Das Smart Metering System im Netz der Energie AG befindet sich aktuell im Roll-out: Es bildet hier eine Basistechnologie, die aufgrund der Kommunikationsfähigkeit zwischen dem intelligenten Niederspannungsnetz und dem Smart Meter eine optimierte Netzsteuerung mit vielen dezen tralen Erzeugern erst ermöglicht – das bedeutet Teamarbeit und Kommunikation im Strom- netz von morgen. Dieses Forschungsprojekt unter der Leitung des AIT (Austrian Institute of Technology) wird gemein- sam mit Energie AG Oberösterreich Netz GmbH, Siemens AG Österreich, Fronius International GmbH, Linz Strom Netz GmbH, Salzburg Netz GmbH, BEWAG Netz GmbH und der Technischen Universität Wien durchgeführt. SmArt meter und SmArt gridS im PrAxiSteSt erSte intelligente Stromnetze mit SmArt meter in eberStAlzell
S t r o m i n t e l l i g e n t g e S t e u e r t 1 6 _ 1 7 forschungsprojekt eberstalzell: der Smart meter in den häusern erfasst die last- und Spannungszustände und gibt diese an die Steuerung in der transformatorstation weiter. die farbverläufe in blau, grün, gelb und rot zeigen die verschiedenen Spannungen im bereich von 217 bis 243 Volt im nieder spannungsnetz. Je nach tageszeit und Stromverbrauch variiert die Spannung und muss ausgeglichen werden. das Smart metering-System bildet hier eine basistechnologie, die eine optimierte netzsteuerung mit vielen dezentralen erzeugern erst ermöglicht.
Der Paradigmenwechsel in der Energieversorgung bringt natürlich auch erhebliche Investitionskosten mit sich. Der Umbau zu einer intelligenten Strom-versorgung mit dezentraler Strominfrastruktur und Smart Metern schafft aktuell viel Know-how und Wertschöpfung in den österreichischen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, bei Software- und Geräteherstellern sowie bei Kommunikationstech-nologieunternehmen. Die zusätzliche Infrastruktur für den Betrieb der Smart Meter wird in den Netz investitionen und somit als Teil des Netznutzungsentgelts finanziert. Nach der Studie zur österreichweiten Einführung von Smart Metering von PriceWaterhouse-Coopers (2010) sind die gesamtwirtschaftlichen Effekte bei einer raschen und 95-prozentigen Einführung der Smart Meter am größten. Neben den Investitions- kosten der Netzbetreiber ergibt sich bei einer Ein- führung der Smart Meter für Strom bis 2015 und für Gas bis 2017 eine Steigerung der österreichischen Wertschöpfung in der Energiewirtschaft und der Industrie in der Höhe von 775 Millionen Euro. Infolge der Investitionen können laut Studie rund 8.400 Arbeitsplätze geschaffen werden, wobei sich dieser Beschäftigungseffekt vorwiegend auf den Zeitraum der Roll-out-Phase auswirken wird1. Österreich verfügt bereits über wertvolles Know-how rund um die Entwicklung der Smart Meter- und Smart Grids-Technologien und schafft somit hoch qualifizierte Arbeitsplätze. Schon jetzt werden im Bereich Smart Grids bis zu 3.300 Arbeitsverhält- nisse gesichert2. inVeStitionSkoSten der SmArt meter erzeugen wertSchÖPfung in ÖSterreich einführung der SmArt meter SchAfft know-how und ArbeitSPlätze 1 PriceWaterhouse-Coopers Österreich (2010): Studie zur Analyse der Kosten-Nutzen einer österreichweiten Einführung von Smart Metering2 Industriewissenschaftliches Institut (2011): Zukunftspotenzial Smart Grids in Österreich
S t r o m i n t e l l i g e n t g e S t e u e r t 1 8 _ 1 9 Die Erneuerung der Strominfrastruktur erfordert aufgrund der dezentralen Einspeisung von erneuer- baren Energiequellen eine umfassende Einbindung von Informations- und Kommunikationstechnologien für die Netzsteuerung. Erst mit dem Informations- austausch zwischen den Erzeugungsanlagen, Netz- komponenten, Speicheranlagen und Smart Metern kann flexibel auf Veränderungen im Netz reagiert werden. Das bedeutet, dass der Smart Meter nicht nur Verbrauchsdaten, sondern auch wertvolle Informationen über den Zustand des Netzes – zum Beispiel zu Netzschwankungen und -belastungen – an den Netzbetreiber weitergeben kann, um etwa Störungen schneller beheben zu können und die Netzstabilität zu sichern. Hier gibt es verschiedene Optionen, die zum Einsatz kommen: Draht- und Funk- technologien, Modemverbindungen, DSL, Power- line Communication, ISDN, Mobilfunkverbindung etc. Dies bedeutet für die äußere Sicherheit des Netzes, dass es – wie beim Computer mit Internetverbindung zuhause – vor schadhafter Software und Hacker-angriffen geschützt werden muss. Die Sicherheit für sichere Smart Meter erfordert aber Maßnahmen in verschiedensten Teilen der Infrastruk- tur: im Gerät selbst, in den Kommunikationsschnitt- stellen und in der Netzinfrastruktur. Aktuell werden die Standards für dieses Kommunikationsnetz in der Strominfrastruktur national als auch international geprüft bzw. erarbeitet. Hierbei dienen umfassende Bedrohungs- und Risikoanalysen als Basis für die Ent- wicklung von sicheren Kommunikationsarchitekturen unter Verwendung höchster Sicherheitsstandards, wie sie beispielsweise auch im Bankenwesen oder im Bereich der Hochspannungsnetze bereits Verwen- dung finden. Der aktuelle Ansatz „Security-by-Design“ verfolgt das Ziel, Sicherheitsaspekte durchgängig in allen Entwicklungsphasen zu betrachten, um so zu einem umfassenden Sicherheitskonzept zu ge- langen, welches den Anforderungen der sensiblen Strominfrastruktur lückenlos gerecht wird. netzSicherheit: neue Anforderungen An dAS Stromnetz
Ein Smart Meter kann den laufenden Stromverbrauch im Tages-, Stunden- oder 15-Minutentakt auto-matisch erfassen. Den rechtlichen Rahmen bildet hier die DAVID-Verordnung1 der E-Control Austria: In der Verordnung wird geregelt, wie die Verbrauchs- information, welche die Kunden künftig bekommen werden, auszusehen hat. Dabei sind sowohl die Netzbetreiber als auch die Stromlieferanten in der Pflicht, die Stromkunden transparent und umfassend über den Stromverbrauch zu informieren. Diese Verbrauchsdaten werden an den Energiever- sorger weitergeleitet und dienen als Informations- und Datenbasis, um einerseits die Rechnung zu erstellen und andererseits neue Wege für die Energie- einsparung zu entwickeln. Diese kundenspezifi- schen Daten bleiben aber im Eigentum des Kunden und können nur gemäß Vertrag zwischen Energie- versorger und Kunden verwendet werden. Das bedeutet, sowohl der Energielieferant als auch der Netzbetreiber sind nicht berechtigt, ohne Zustim-mung des Kunden diese Aufzeichnungen an Dritte weiterzugeben. Außerdem sind die Netzbetreiber verpflichtet, für entsprechende Sicherheitsmaßnah- men bei der Datensicherung und der Übertragung zu sorgen. Die Aufzeichnung der Verbrauchsdaten bringt neben den technischen Details aber auch das Thema der Privatsphäre in die öffentliche Diskussion rund um die Einführung der Smart Meter mit ein. So können einerseits aufgrund der genaueren Aufzeichnung „Energiefresser“ im Haushalt leichter identifiziert werden, andererseits aber auch Lastprofile über den Stromverbrauch im Haushalt erstellt werden. Hier ist die Granularität der Daten, das heißt Tages-, Stunden-, 15-Minuten- oder Sekundentakt, ausschlaggebend. Auf den ersten Blick erscheinen Lastprofile unbe-denklich: Waren Ablesungen bisher im Intervall von einem Jahr üblich, so wird nun eben öfter abgelesen. In der aktuellen, auch wissenschaftlichen Diskus- sion gilt es zu beurteilen, welche Daten zu welchem Zwecke zur Verfügung stehen müssen. Für die monatliche Rechnungslegung braucht der Energieerzeuger nicht mehr als den kumulierten monatlichen Verbrauch eines Haushalts. Will der End- kunde aber noch genauere Information zu seinem Stromverbrauch, um Geräte wie „Energiefresser“ identifizieren zu können, sind genauere Lastprofile über einen großen Zeitraum in feiner Auflösung vonnöten. dAtenSchutz: wAS PASSiert mit den VerbrAucherdAten? 1 Datenformat- und Verbrauchsinformationsdarstellungsverordnung RECHNUNG
S t r o m i n t e l l i g e n t g e S t e u e r t 2 0 _ 2 1 Die Übertragung der Verbrauchsdaten vom Haushalt oder Unternehmen zur Datenzentrale des Netz- betreibers kann über verschiedene Möglichkeiten erfolgen: wie das leitungsgebundene Telefonnetz, das Mobilfunknetz, Funk oder das Stromnetz (Power- line Communication). Der Aufbau elektromagne-tischer Felder rund um den Smart Meter hängt vom jeweiligen Kommunikationskanal ab. Zum Schutz der Gesundheit wurden auf internatio-naler Ebene Grenzwerte festgelegt, die auch in Österreich verbindlich gelten (EMF-Personenschutz-norm ÖVE/ÖNORM E 8850). Bei Mobilfunkanlagen liegen sie bei 4 bis 10 Watt/m2 und sind damit mit einem hohen Sicherheitsfaktor weit unterhalb von ermittelten Schwellenwerten angesiedelt, bei denen Wirkungen nachgewiesen werden konnten. Konkret bedeutet das, dass die Körpererwärmung durch die freigesetzte Energie elektromagnetischer Felder nur einen Bruchteil jenes Wertes erreichen darf, der bei körperlicher Aktivität – wie z. B. Stiegen-steigen – entsteht. Beim Sport kann die Leistung des Menschen übrigens kurzzeitig auf 200 Watt und mehr ansteigen, was zu einer Temperaturerhöhung um bis zu 2° C führt. Auch diese Erwärmung gleicht der Körper wieder selbst aus. Die Grenzwerte sind so berechnet, dass sie auch den theoretischen Extremfall berücksichtigen – an sieben Tagen pro Woche jeweils 24 Stunden mobil telefonieren. Erfolgt die Datenübertragung der Smart Meter über Mobilfunk, muss ein entsprechendes Übertragungs-modul installiert werden. Dieses arbeitet in einem der bestehenden Mobilfunkbänder. Die Sende- leistung des Moduls entspricht der eines Mobil-telefons im jeweiligen Band: Zum Beispiel 2 Watt für 900 MHz beziehungsweise 1 Watt für 1.800 MHz. Anders als beispielsweise beim Telefonieren mit dem Mobiltelefon besteht beim Betrieb von draht- losen Smart Metern kein Körperkontakt zu Personen. Da die Zähler nicht kontinuierlich ausgelesen werden, wird auch die Funkverbindung nur zweitweise aufgebaut. Daher ist davon auszugehen, dass die verursachten Strahlenbelastungen weit unter den Grenzwerten liegen werden. dAtenübertrAgung: geben SmArt meter StrAhlen Ab? emiSSionen elektro-mAgnetiScher felder weit unter den grenzwerten
01_ welchen mehrwert bringt der Smart meter für den privaten haushalt? Der unmittelbare Vorteil des Smart Meters ist das neue Tarifsystem mit flexibleren sowie günstigeren Stromtarifmodellen. Effizientes Energiemanage- ment gibt einen weit genaueren Überblick über Verbrauchsverläufe und -gewohnheiten und macht Einsparungspotenziale sichtbar. Ein weiterer Vorteil ist die mögliche Fernabschaltung beim Wohnungs-umzug und mit der Fernablesung entfällt außer- dem die jährliche Ablesung. 02_ werde ich zum „gläsernen“ Stromkonsumenten? Nein. Die Verbrauchsdaten dienen dem Energie-versorger nur als Informations- und Datenbasis, um einerseits die Rechnung zu erstellen und um andererseits neue Wege für die Energieeinsparung zu entwickeln. Die kundenspezifischen Daten bleiben aber im Eigentum des Kunden und können nur gemäß dem Vertrag zwischen Energieversorger und Kunden verwendet werden. 03_ kann jetzt jeder einbrecher nachprüfen, ob ich zuhause bin? Nein. Selbst wenn sich niemand in der Wohnung oder im Haus befindet, wird Energie aufgrund von Stand-by-Verlusten verbraucht. Einbrecher müssten über einen längeren Zeitraum über genaue statistische Auswertungen verfügen, um wirkliche Rückschlüsse ziehen zu können. 04_ muss ich auch den Smart meter tauschen, wenn ich den Stromanbieter wechseln möchte? Nein. Stromkunden können unabhängig vom in- stallierten Smart Meter-Modell den Stromanbieter wechseln. Denn der Smart Meter wird vom Netz-betreiber installiert. Hier agieren zwei voneinander getrennte Unternehmen: einerseits der Netzbetreiber, der lokal für die Netzinfrastruktur zuständig ist und andererseits der Vertrieb, der Strom anbietet und verkauft. zehn frAgen und Antworten zu SmArt meter
S t r o m i n t e l l i g e n t g e S t e u e r t 2 2 _ 2 3 05_ können meine Verbrauchsdaten zur Analyse meiner konsumgewohnheiten herangezogen werden? Grundsätzlich geben Menschen tagtäglich mit zahl- reichen Kundenkarten viel über ihr Konsumver- halten preis. Im Falle des Stromverbrauchs ist die Auswertung der Daten wesentlich sicherer: Die Netzbetreiber sind verpflichtet, für die Sicherheit der Übertragung zu sorgen, und deren Verwendung ist gemäß dem Vertrag geregelt. Außerdem haben die Netzbetreiber kein Interesse an der Auswertung einzelner Verbrauchsdaten. 06_ Angriffspunkt Stromnetz: könnten hacker in die Steuerung der energieversorgung eindringen? Die Sicherheit der Stromversorgung hat oberste Priorität. Aktuell werden Standards für das Kommu- nikationsnetz in der Strominfrastruktur geprüft bzw. erarbeitet, um vor Hacker-Angriffen geschützt zu sein. Es ist aber nichts völlig Neues, denn alle Umspannwerke sind bereits vernetzt. Daher ist die Einführung von Smart Metern eine Erweiterung der bestehenden Netzinfrastruktur, die eine entspre- chende Erweiterung und Anpassung der Sicherheits-maßnahmen erfordert. 07_ muss meine hausanlage umgebaut werden, sobald die Smart meter eingeführt werden? Smart Meter können die alten Ferraris-Zähler in den meisten Fällen direkt ersetzen, deswegen wird ein Umbau des Zählerkastens nicht erforderlich sein. 08_ wie sieht es mit Stromdiebstahl und manipulation des zählers aus? Smart Meter sind sicher, denn sie werden fernüber- wacht. Fehlfunktionen können so rasch erkannt und behoben werden. 09_ geben Smart meter Strahlungen ab? Der Aufbau elektromagnetischer Felder rund um den Smart Meter hängt vom jeweiligen Kommunika- tionskanal ab. Bei der Datenübertragung über das Stromnetz (Powerline Communication) entstehen geringe Emissionen. Wenn die Datenübertragung über Funk erfolgt, sind die Werte sehr gering. 10_ wann werden Smart meter in Österreich eingeführt? Die Energieeffizienz-Richtlinie und das 3. EU-Binnen-marktpaket bilden den rechtlichen Rahmen für die Einführung der Smart Meter bis 2020. Am 24. April 2012 erließ der Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend die entsprechende Einführungsver- ordnung (IME-VO; BGBl. 2012 II/138) zum phasen- weisen Roll-out der Smart Meter von 2015 bis 2019. Demnach sollen bis Ende 2015 mindestens 10 Prozent, bis Ende 2017 mindestens 70 Prozent und im Rahmen der technischen Machbarkeit bis Ende 2019 mindestens 95 Prozent der österreichischen Haushalte mit einem Smart Meter ausgestattet sein.
gloSSAr „20-20-20“-ziele: Bereits 2008 setzte sich die EU mit dem „Richtlinien- und Zielpaket für Klima- schutz und Energie“ ambitionierte Ziele bis 2020. Besser bekannt als „20-20-20“-Ziele bedeutet dies 20 Prozent weniger CO2-Ausstoß als 2005, Einsparun- gen von 20 Prozent beim Energieverbrauch durch bessere Energieeffizienz und 20-prozentigen Anteil erneuerbarer Energieträger bis zum Jahr 2020. Aktive Verteilernetze: Das Stromnetz liefert je nach Spannung und Leitung elektrische Energie in Nieder-, Mittel- und Hochspannungsnetzen. Die Verteilernetze der Hoch- und Höchstspannungsnetze arbeiten heute bereits vorwiegend automatisiert – anders ist dies jedoch bei der Niederspannungs- und Mittelspannungsebene. In diesen Verteilernetzen gibt es bisher kaum aktive, regelbare Komponenten, so dass der Netzbetrieb in der Regel passiv erfolgt. Hier sollen künftig Smart Meter und Smart Grids als intelligente Netzkomponenten für einen automa-tisierten und geregelten Betrieb sorgen. Die Techno- logie des aktiven Verteilernetzes spielt vor allem bei der Integration von erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle. Siehe Beispiel in der Gemeinde Eberstalzell. e-control Austria: Energie-Control Austria ist für die Regulierung der Elektrizitäts- und Erdgas- wirtschaft zuständig. Sie hat die Aufgabe, die Umsetzung der Liberalisierung des österreichischen Strom- und Gasmarktes zu überwachen, zu begleiten und gegebenenfalls regulierend einzugreifen. elektromobilität: Mit elektrischer Energie be- triebene Fahrzeuge, wie zum Beispiel Elektroautos und E-Fahrräder. Die Batterien der E-Autos können künftig auch als temporärer Stromspeicher dienen. energieeffizienz: Hohe Energieeffizienz be- deutet bestmöglicher Wirkungsgrad im Einsatz von Energie und dem daraus resultierenden Nutzen. Energie kann etwa durch technische Maßnahmen oder geänderte Verbrauchsgewohnheiten wirksamer eingesetzt werden – das bedeutet weniger Energie-verbrauch bei gleichem oder größerem Nutzen. energiemanagement: Energiemanagement passt die Erzeugung an den Energiebedarf an, um mit kostenintensiven Anlagen unnötige (Energie-)Verluste zu vermeiden. erneuerbare energieträger: Energie aus nach- haltigen Quellen wie Windkraft, Sonnenenergie, Erdwärme, Wasserkraft, Biomasse, Abfall mit hohem biogenem Anteil, Deponiegas, Klärgas und Biogas. ferraris-zähler: Benannt nach Galileo Ferraris, sind die elektromechanischen Stromzähler bereits über 100 Jahre im Einsatz. Mit dem mechanischen Zählwerk kann der Ferraris-Zähler nur den gesamten Stromverbrauch im Haushalt summieren. Aufgrund seiner einfachen Konstruktion verfügt er nicht über jene Kommunikationstechnologien, die für moderne Energiesysteme – nämlich Austausch von Daten im Stromnetz – notwendig sind. informations- und kommunikationstech- nologien (ikt): IKT umfassen alle Technologien im Bereich Information und Kommunikation. Im Mittelpunkt stehen dabei jene Techniken, die der Informationserstellung, Verarbeitung, Speicherung, Verteilung und ihrem Austausch dienen. Beispiele aus dem täglichen Leben sind neben der Nutzung für moderne Energiesysteme auch die flächen-deckende Mobilkommunikation, intelligente Fahr-
S t r o m i n t e l l i g e n t g e S t e u e r t 2 4 _ 2 5 zeugtechnik, effizientes Verkehrsmanagement und der Einsatz in der Medizintechnik. lastmanagement (demand Side management): Das Stromversorgungssystem steht vor neuen Heraus- forderungen. Bisher konnte das Stromangebot durch An- und Abschalten verschiedener Kraftwerke zentral angepasst werden. Die vermehrte dezen- trale Einspeisung von erneuerbaren Energien und die damit verbundenen Schwankungen, das heißt die Verfügbarkeit von Sonnen- und Windstrom, fordern von der Strominfrastruktur mehr Intelligenz und Flexibilität. Das Lastmanagement ist Teil dieser intelligenten Infrastruktur und analysiert den aktuellen Netzverbrauch. Der Informationsaustausch über den Energiebedarf zwischen Verbrauchern und Energieversorger ist die Voraussetzung für effiziente Steuerung. Hier können auch präventiv flexible Tarife mehr Bewusstsein für den effizienten Stromverbrauch beim Endverbraucher schaffen. regelenergie: Als Regelenergie oder auch Regel- leistung wird jene elektrische Leistung bezeichnet, die bei unvorhergesehenen Ereignissen die Frequenz im Stromnetz konstant hält. Da Stromnetze keine Energie speichern können, ist der Ausgleich der Regel- energie für die Stabilität der Netze notwendig. Sie umfasst sowohl positive (zusätzliche) Energiebereit-stellung als auch negative (zusätzliche Last bzw. Reduktion der) Energiebereitstellung. Die kurzfristigen Leistungsanpassungen werden von regelfähigen Kraftwerken, wie z. B. Pumpspeicherkraftwerken oder virtuellen Kraftwerken, übernommen. Photovoltaikanlage: Umwandlung von Sonnen- energie in elektrische Energie. Bei der Photovoltaik wird in Solarzellen durch einfallendes Licht (Photo-nen) ein elektrisches Feld erzeugt. Elektronen fließen über elektrische Leiter ab und der Strom kann direkt verwendet oder in das Stromnetz eingespeist werden. Powerline communication: Datenübertragung kann nicht nur über Telefon- oder Funkverbindungen erfolgen, sondern auch über das Stromnetz – hier spricht man dann von Powerline Communication. Der Smart Meter überträgt in diesem Fall die Daten über die Stromleitung zur nächsten Trafostation, von dort werden die Daten dann weiter an den Energie- versorger übertragen. Primärenergie: Energie, die in Form von natür- lich vorkommenden Energieformen oder Energie- quellen wie fossile Brennstoffe, Gas, Kohle oder z. B. Wind zur Verfügung steht. Primärenergie wird durch verschiedene Verfahren in nutzbare Energie, das heißt in Endenergie wie z. B. Strom, umgewandelt. Pumpspeicherkraftwerk: Kraftwerk zur Speiche- rung von Energie, die bei Bedarf in Strom umge-wandelt werden kann. Stromüberschüsse werden im Pumpspeicherkraftwerk dazu genutzt, Wasser auf ein höher gelegenes Niveau zu pumpen und dadurch die Lageenergie des Wassers zu erhöhen. Wird Wasser aus dem Speicher abgelassen, treibt es über eine Turbine einen Generator an und Strom wird erzeugt. Pumpspeicherkraftwerke sind die effizienteste Form der Energiespeicherung und wer- den beim weiteren Ausbau erneuerbarer Energien eine wichtige Rolle spielen, um das fluktuierende Stromangebot aus Wind- und Sonnenenergie aus- zugleichen. Smart home: Im Smart Home werden verschiedene Aspekte der Haustechnik, wie Heizung, Haushalts-geräte und Elektroauto, miteinander zu einem intelli- genten System vernetzt. Der Energieverbrauch wird automatisch gesteuert und ständig optimiert. Der Stromkunde muss nicht aktiv werden, kann jedoch von günstigeren Strompreisen profitieren. Zudem besteht künftig die Möglichkeit, über Online-Portale oder am eigenen Haustechnik-Display den Strom- verbrauch zu verfolgen und steuernd einzugreifen.
Smart grids: Smart Grids sind die intelligenten Stromnetze, die alle Akteure des Energiesystems, sowohl dezentrale Erzeuger wie Photovoltaik- anlagen, Windräder, Haushalte und Speicher als auch Transport- und Verteilernetze, über ein Kommu-nikationsnetzwerk miteinander verbinden. Smart Meter sind Teil der intelligenten Netzkomponenten, die den gegenseitigen Datenaustausch auf Basis der Kommunikationstechnologien ermöglichen. Diese Verknüpfung ist die Voraussetzung für einen energie- und kosteneffizienten Netzbetrieb, um eine nachhaltige, wirtschaftliche und sichere Elek- trizitätsversorgung zu gewährleisten. Smart meter (Smart metering): Smart Meter sind intelligente Zähler, die eine Zwei-Weg-Kommu-nikation zu einem zentralen Rechner des Energie-versorgers aufbauen können. Smart Meter zeichnen nicht nur den Stromverbrauch im Haushalt auf, sondern können die Daten zeitnahe an die Zentrale weitergeben. Dies ermöglicht eine automatische Fernablesung der Zählerstände, neue flexible Strom- tarife sowie die Online-Visualisierung der Verbrauchs- daten. Im aktiven Niederspannungsnetz erfüllen die Smart Meter außerdem eine Steuerungsfunktion. Spitzenlast: Elektrische Leistung, die nur an wenigen Tagen im Jahr oder an wenigen Stunden am Tag nachgefragt wird. Diese Spitzen in der Last- kurve werden durch Regelenergie abgedeckt. Strompreis: Der gesamte Strompreis setzt sich aus drei Komponenten zusammen, dem Energie- preis, dem Netzpreis sowie Steuern und Abgaben. Für jene Preiskomponente, die die Nutzung der Stromnetze betrifft, werden seit 2001 von der Regulie- rungsbehörde Energie-Control Kommission kosten-orientierte Festpreise bestimmt, die dem Grundsatz der Kostenwahrheit zu entsprechen haben. Versorgungssicherheit: Sicherheit von Energie- konsumenten hinsichtlich Preis, Qualität und Menge der nachgefragten Energie. Entscheidend für die Ver- sorgungssicherheit sind die Kapazität und Struktur der Energiebereitstellung, stabile und effiziente Netze für die Energieübertragung, Versorgung mit Brenn-stoffen sowie die Entwicklung der Energienachfrage. Virtuelles kraftwerk: Ein virtuelles Kraftwerk ist eine Zusammenschaltung von dezentralen Strom- erzeugern, wie zum Beispiel Photovoltaikanlagen, Kleinwasserkraftwerke und Blockheizkraftwerke kleinerer Leistung, zu einem Verbund. Virtuelle Kraft- werke können zur Spitzenstromerzeugung oder zur Bereitstellung von Regelenergie eingesetzt werden. wärmepumpe: Eine Wärmepumpe hebt die natür- liche Wärme in ihrer Umgebung aus dem Erdreich, Grundwasser oder der Luft auf ein höheres Tempera-turniveau. Sie nutzt dazu den Effekt, dass sich Gase unter Druck erwärmen. wasserkraft: Energie, die mithilfe von Wasser- rädern oder -turbinen aus fließendem Wasser gewonnen wird. Die Wasserturbine treibt einen Generator an, der Strom aus Wasserkraft erzeugt. windenergie: Energie, die aus der Bewegung der Luftmassen in der Atmosphäre entsteht. Windenergie- anlagen werden in Zukunft verstärkt für die Strom-erzeugung eingesetzt werden. g l o S S A r
S t r o m i n t e l l i g e n t g e S t e u e r t 2 6 _ 2 7 Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) vertritt in Österreich die Interessen von knapp 300 Unternehmen mit mehr als 60.000 Beschäftigten und einem Produktionswert von 12,7 Mrd. Euro (Stand 2011). Gemeinsam mit seinen Netzwerkpartnern – dazu gehören u. a. die Fachhochschule Technikum Wien, das Forum Mobilkommunikation (FMK), das UFH, das Umweltforum Starterbatterien (UFS), der Verband Alternativer Telekom-Netzbe treiber (VAT) und der Verband der Bahnindustrie (bahnindustrie.at) – ist es das oberstes Ziel des FEEI, die Position der öster - reichischen Elektro- und Elektronikindustrie im welt- weit geführten Standortwettbewerb zu stärken. kernbereich energie Das Thema Energie und Energieeffizienz hat im FEEI bereits seit Jahren hohe Priorität und ist für zahlreiche Sparten und Kernthemen relevant. Der Fachverband beschäftigt sich daher intensiv mit vielfäl tigen Facetten dieses Schwerpunktes. Im Bereich Smart Meter und Smart Grids ist das Ziel, die Entwicklung und Imple-mentierung energieeffizienter Technologien für eine stabile und nachhaltige Energieversorgung zu forcieren. kontakt Fachverband der Elektro- und ElektronikindustrieDI Dr. Klaus Bernhardt, MBA T: +43 (0)1 588 39-32 [email protected] Oesterreichs Energie vertritt seit 1953 die gemein-sam erarbeiteten Brancheninteressen der E-Wirt-schaft gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlich-keit. Als erste Anlaufstelle in Energiefragen arbeiten wir eng mit politischen Institutionen, Behörden und Verbänden zusammen und informieren die Öffentlichkeit über Themen der Elektrizitätsbranche. Die rund 140 Mitgliedsunternehmen erzeugen mit knapp 21.000 Mitarbeitern mehr als 90 Prozent des österreichischen Stroms und betreiben die Transport- und Verteilnetze Österreichs. Die Strom-produktion der Mitglieder von Oesterreichs Energie erreichte 2010 rund 60 Milliarden Kilowattstunden, davon 60 Prozent aus nachhaltiger Wasserkraft. kontakt Oesterreichs EnergieDI Ursula Tauschek T: +43 (0)1 50 198-223 [email protected] über den feei über oeSterreichS energie