In Deutschland werden Gewitter jährlich an durchschnittlich 15 Tagen im Norden und 35 Tagen im Süden gezählt. Dabei gab es 2012 bei Blitzunfällen 4 Tote und über 40 Verletzte. Welche Maßnahmen die Verantwortlichen für Veranstaltungen treffen sollten und unter welchen Bedingungen Schutzhütten auch bei Gewitter schützen, darüber informieren jetzt erstmals zwei neue VDE-Merkblätter.

Die Experten erläutern Gefahrenlagen und geben Empfehlungen für Schutzmaßnahmen. Die Merkblätter bieten eine systematische Vorgehensweise, die für alle Arten von Schutzhütten und Veranstaltungen angewendet werden kann. Denn schnell kann es zum Unglück kommen: Im Sommer 2012 starben vier Menschen bei einem Blitzunfall auf einem Golfplatz in Hessen, zuletzt gab es 39 Verletzte beim Vatertagsfest in Dabel / Mecklenburg-Vorpommern. Von 1979 bis 2012 wurden bei Veranstaltungen im Freien über 1.400 Blitzunfälle registriert. Dabei verloren 30 Personen ihr Leben, mindestens 636 wurden verletzt.
Blitzschutz bei Veranstaltungen
Um Blitzschutzmaßnahmen im Vorfeld einer Veranstaltung einzuleiten, müssen zunächst die gefährdeten Bereiche auf dem Veranstaltungsgelände identifiziert und das Risiko pro Bereich bewertet werden. Dabei wird zwischen der Gefährdung durch direkten Blitzschlag, Überschlag, Berührungsspannung, Schrittspannung, Überspannung und der Gefährdung durch Publikumsreaktionen (z.B. Hysterie) unterschieden. Ein freistehender Baum in einem Publikumsbereich etwa wird gegenüber dem restlichen Bereich separat bewertet, weil eine erhöhte Gefährdung durch Überschlag besteht. Die so ermittelten geschützten oder gefährdeten Bereiche werden in einem Blitzgefahrenplan dargestellt. In einer umfangreichen Tabelle werden Schutzmaßnahmen beschrieben, die zwei Kategorien zugeordnet werden können:
- Technische Maßnahmen wie Blitzschutzsysteme, Erdung, Potentialausgleich usw.
- Organisatorische Maßnahmen wie Sicherheitskonzept, Blitzgefahrenplan, Alarmierung etc.
Neben Freiflächen betrachten die Experten insbesondere Zelte und beschreiben Bedingungen, wann diese ähnlich wie eine Blitzschutzanlage wirken. Detailliert werden die im Veranstaltungsbereich genutzten Bodenbeläge aufgeführt und hinsichtlich ihres Schutzes vor Blitzwirkungen bewertet. Für eine umfassende Planung der Blitzschutzmaßnahmen wird eine Blitzschutzfachkraft, am besten mit einer Zusatzqualifikation im Bereich Blitzschutz für Veranstaltungen, empfohlen.
Blitzschutz für Schutzhütten
Wer sich bei Wind und Wetter im Freien aufhält, sucht oftmals Schutz in Bushäuschen, Unterständen und Schutzhütten. Doch diese können bei Gewitter zur tödlichen Falle werden. Das VDE-Merkblatt informiert, unter welchen Umständen diese "Schutzhütten" auch vor Blitzwirkungen schützen. Es werden Blitzschutzsysteme beschrieben, die auf den jeweiligen Gebäudetyp zugeschnitten sind. Besonders empfehlenswert ist eine sehr einfache Maßnahme: ein freistehender Mast hinter der Schutzhütte. Als Ergebnis umfangreicher Berechnungen geben die Experten erstmals konkrete Vorgaben für die Potentialsteuerung im Inneren von derartigen Gebäuden. Erst durch ein engmaschiges Metallgitter im Fußboden wird eine Gefährdung durch Schrittspannung verhindert.
Die VDE-Merkblätter "Blitzschutz von Schutzhütten" und "Blitzschutz bei Versammlungen und Veranstaltungen" sind kostenfrei als Download erhältlich. Sie richten sich an Betreiber von Schutzhütten (z.B. Golfvereine, Städte und Gemeinden) sowie Planer und Errichter von Blitzschutzsystemen. Außerdem an Veranstalter von Straßenfesten und Events verschiedenster Art, an Behörden, Planer, Verantwortliche und Fachkräfte, Errichter und Betreiber von Versammlungsstätten- und Orten. Der VDE-Ausschuss "Blitzschutz und Blitzforschung" (ABB) hat die Merkblätter in Zusammenarbeit mit Experten aus dem Bereichen Blitzschutz, Veranstaltungsmanagement und -sicherheit sowie Zeltbau erstellt.
Klicken Sie hier zu den Merkblättern "Blitzschutz bei Veranstaltungen" und hier für "Blitzschutz von Schutzhütten"